Meistens atmen wir, ohne es zu merken. Das vegetative Nervensystem steuert diesen Prozess und sorgt dafür, dass wir genug Sauerstoff bekommen. Erst wenn uns mal die Luft wegbleibt, weil wir uns furchtbar erschreckt oder Angst haben, spürren wir, wie wichtig diese Selbstverständlichkeit des Wohlbefinden ist.
Wer gelernt hat, seinen Atem bewusst zu steuern, kann Stress-Situationen, Wut oder gar Panikgefühle einfach wegpusten, indem er mal tief durchatmet. Die meisten Menschen atmen zu flach, ohne das komplette Lungenvolumen auszuschöpfen.
Atemübungen im Yoga sind ebenso wichtig wie Körperübungen. Atem ist die Verbindung zwischen unserem Innerem und der Aussenwelt. Durch tiefes, bewussteres Atmen nehmen wir mehr Sauerstoff auf, was die Blutzirkulation im Körper erhöht. Dadurch werden alle Organe und Muskeln, vor allem aber Herz und Gehirn, besser mit Nährstoffen und Energie versorgt.
Gleichzeitig wird das Nervensystem beruhigt und der Abtransport von Stoffwechselprodukten und Giftstoffen des Körpers verbessert. Darüber hinaus verfeinert die Beobachtung der Atmung die Körperwahrnehmung und schult das Konzentrationsvermögen.
Der Atem spiegelt mit grosser Genauigkeit unsere körperliche und geistige Verfassung wider und passt sich dauernd an. Die Yogis haben sich schon vor über 3000 Jahren überlegt, dass es möglich sein müsste, den Zustand unseres Geistes mit Hilfe des Atems zu beeinflussen. Bereits im klassischen Yoga, das ausser Sitzhaltungen noch keine Yoga-Haltungen beschreibt, spielte der Atem (Pranayama) deshalb eine zentrale Rolle.
Wenn der Atem in Bewegung ist, sind es auch die Gedanken. Wenn der Atem ruht, dann ruhen auch sie. Da der Yogi nach Ruhe strebt, so soll der Atem beruhigt werden. Hatha-Yoga Pradipika des Svatmarama