Heute war mal wieder so ein Tag… Arbeit, die sich weit über vereinbarte Termine hinaus staute, worauf die neu anfallenden Aufgaben keine Rücksicht nahmen… wenig Schlaf seit vielen Nächten… ein grauer Himmel… und dann hat man plötzlich NOCH etwas nicht rechtzeitig fertig.
Schneller arbeiten? Keine Pausen machen? Nicht ansprechbar sein?
Das geht auf Dauer nicht gut.
Auch Formel-1-Autos brauchen einen Boxenstopp - der Mensch erst recht, denn er ist keine Maschine. Und für konzentriertes und erfolgreiches Arbeiten ist nicht nur ein klarer Geist notwendig, auch die Emotionen müssen stimmen. Gerade, wenn man sich viel Druck aufbaut und noch besser, schneller, fehlerfreier sein möchte, versucht, alle Bedürfnisse auszublenden, kann das lähmend wirken wenn man sich keine Auszeit nimmt.
Zwei Stunden hin oder her sind so wichtig nicht - können aber, gut genutzt, das Weiterarbeiten viel effektiver machen, als wenn man stur durcharbeitet.
Das Loslassen üben, versuchen, alle kreisenden Gedanken aus dem Raum zu schicken, nur noch im hier und jetzt auf der Matte zu sein.
Manche Übung mag zum inneren Kampf werden, man ist ja noch darauf gepolt "es schaffen zu müssen". Wenn man das erkennt, losläßt, nicht weiter geht, einfach mal in die Stellung des Kindes abtaucht und dann ruhiger, unverbissener, wieder in Bewegung kommt, dann kann man auch annehmen, dass unperfekt sein in Ordnung ist.
Man spürt es in der Bewegung, man spürt es im Atem, man spürt es in der Ruhe im Shavasana.
Und mit dem fetten Grinsen, das man sich selbst am Ende der Stunde schenkt, kann man viel ruhiger, gelassener, aber auch strukturierter und konzentrierter zu dem Berg Arbeit zurück kehren, den man vor zwei Stunden verlassen hat. Und sieh da: Es ist kein Berg mehr. Es ist eine Landschaft geworden, mit Hügeln, Gipfeln, aber auch sanften Tälern. Und einem Weg, der einem zeigt, welche Stationen am wichtigsten sind, welche man heute noch erreichen sollte, und welche einen, zwei oder auch mehrere Tage Zeit haben.
Statt völlig ausgelaugt zu sein, weil man sich immer mehr zu immer schnellerer Arbeit antreibt, kann man nun flüssig, ohne innere Verkrampftheit, die Aufgaben angehen. Den Atem mitnehmen und in die Arbeit fließen lassen. Durch die Landschaft spazieren, eine Station nach der anderen besuchen, dabei das Vorwärtskommen genießen und am Ende des Tages ein weites Stück Weg geschafft haben - mit einem guten Gefühl, ohne ausgebrannt zu sein.
Ohne Auszeit heute wäre der Weg bestimmt unbequemer und holpriger gewesen, und wer weiß, wie weit man gekommen wäre - denn wer immer nur rennt, der bricht irgendwann zusammen, ohne das Ziel zu erreichen.